Nein, das ist kein Kornkreis, mit dem Außerirdische meine Himmelfahrt ankündigen. Die Ursache dieses Rasenmusters ist vielmehr ganz und gar unterirdisch! Denn nachdem das Kornfeld abgeerntet war, hat eine entzückende Feldmaus über den Umweg einer benachbarten Oase in Gestalt eines offenem Komposts nebst Haselstrauch den Weg in meinen „hortus concluso“ gefunden, um dort eine Großfamilie zu gründen.
Ich hab nix gegen Mäuse … Zumindest nix, was hilft. Doch während ich mich auf dem Gemüseacker als tolerante WG-Mitbewohnerin sehe, lehne ich es rigoros ab, dass Feldmäuse an meinem Ziergärtlein nagen und auf meiner Terasse ihre Hanta-Viren verteilen. Auch in meinem geschlossenen (!) Kompost habe ich neulich Mäuse erwischt. Schön, wenn ich den im April direkt unter meinen Erdbeeren verteile …
Feldmäuse, Schermäuse und Maulwürfe richtig identifizieren
Die Familie der Mäuseartigen unterteilt sich in echte Mäuse (auch Langschwanzmäuse) und Wühlmäuse (auch Kurzschwanzmäuse). Untergattungen der Wühlmäuse sind unter anderem die Schermaus (große Wühlmaus) und die Feldmaus (kleine Wühlmaus). Wer die übrigens sehr niedlichen Plagegeister loswerden möchte, muss zuvor genau wissen, mit welcher Maus er es zu tun hat, wie die Maus lebt und was sie frisst. Zum einen, um die richtige Verteibungs-Methode sowie einen leckeren Köder zu ermitteln, zum anderen weil Maulwürfe, die oft mit Wühlmäusen verwechselt werden, unter Naturschutz stehen und damit zwar vertrieben aber keinesfalls geschädigt werden dürfen.
Wochenlang habe ich daher gegoogelt, um herauszufinden, mit welchem Pelztier ich es hier genau zu tun habe und wie ich es wieder loswerde. Ich dachte ja erst, die Schermaus habe einen Tunnel in unseren Garten gegraben, denn unter meinen ersten Suchmaschinen-Treffern fanden sich viele irreführende Informationen. Ich finde es ätzend, wieviele schlecht voneinander abgeschriebene Texte online gestellt werden, nur damit schlechte Web-Auftritte besser gefunden werden. Das geballte Ausmaß ihrer Unkenntnis illustrieren sie mit einem billig eingekauften Foto der falschen Maus.
Auch Bücher über Schädlinge, die ich mir gekauft oder in der Stadtbücherei ausgeliehen habe, konnten mir bei der Identifikation meines destruktiven neuen Gartenmitbewohners nicht weiterhelfen, da sie das spezielle Thema Wühlmaus nur oberflächlich behandeln. Immerhin habe ich zuletzt ein paar kompetente Schreiber im Netz gefunden, nämlich Förster und Obstbauern, und gehe nun davon aus, dass es sich bei mir um Feldmäuse handelt.
Wühlmäuse wirksam vertreiben
Aufgrund der Wühlmausplage im Spätsommer ist klar, dass die kleinen Mäuse ihren Hunger nach der Ernte nun auch in dem ein oder anderen Garten an Nutzpflanzen stillen. Leider kann ich nicht mit ihnen verhandeln, dass Tulpenzwiebeln verschmerzbar sind, Kletterrosen dagegen einen unverzeihlichen Affront darstellen. Auch kann ich jetzt nicht anfangen, alle Gartenpflanzen wieder auzubuddeln und in Wühlmauskörbe zu setzen.
In puncto Vertreibung war es ebenfalls schwierig, vernünftige Auskünfte zu finden.
- Die große Schar der Unwissenden glaubt noch an die abschreckende Wirkung bestimmter Pflanzen, Geräusche, Gerüche oder Vibrationen sowie an Klapperstorch und Weihnachtsmann zusammen. Träumt weiter! Oder lest mehr zu meinen ersten Erfahrungen mit Wühlmäusen.
- Einige Radikale schwören auf Vergasung ganzer Tunnelsysteme – oder Selbstschussanlagen. Gehts noch?
- Ein besonders begnadeter Jäger lauert vor frischen Wühlmausgängen und hackt Schermäuse in einer schwungvollen Drehung direkt heraus. Ohne Worte!
Weiter geht’s:
- Lebendfallen werten Naturschützer als Tierquälerei, sofern diese nicht alle zwei bis drei Stunden geleert werden, damit die Maus nicht aus Stress und Hunger stirbt. Da weder mein Nachtschlaf noch mein Arbeitgeber derart häufig auf mich verzichten möchten, scheidet das leider aus. Auch bringt es mir nichts, die Maus in 100 m Entfernung auszusetzen, nein, da muss ich schon ein bisschen weiter fahren, um zu verhindern, dass sie zurückfindet. Und dann wird das geschwächte Mäuslein als Eindringling in ein fremdes Territorium von den eigenen Artgenossen plattgemacht.
- Tödliche Fallen sollen ihr Werk kurz und schmerzlos erledigen und müssen dementsprechend gewartet werden.
- Fallen für Schermäuse sollten übrigens direkt in die Gänge eingebracht werden, da diese unterirdisch leben, was ein wenig Beobachtung und Geschicklichkeit voraussetzt. Also auch nix für Anfänger. Zum Glück habe ich Schermäuse wohl nur auf dem Acker, wo meine Wühlmauskörbe Schäden vermeiden.
- Für Feldmäuse sollten Schlagfallen direkt vor einem Eingangsloch positioniert werden. Bei Anwendung im Winter, riskiert man auch nicht, versehentlich mit dem großen Zeh hineinzutreten 😉 Was jedoch, frage ich mich, ist mit Vögeln oder Haustieren, die meinen Garten besuchen? Eigentlich gehört eine Schlagfalle schwer zugänglich hinter die Regentonne oder unters Pflanzregal. Selbstverständlich muss der Köder vegetarisch sein!
In jedem Fall sollte man neue Fallen mit Erde abreiben und nur mit Handschuhen anfassen, damit sie nicht nach Mensch riechen, was Wühlmäuse angeblich abschreckt – nur bei meinem Kompost offentlichtlich nicht.
- Giftköder sind ebenfalls eine Option. Dieser muss entweder mit einer Art Trichter tief in die Gänge eingeführt werden oder in einer Köderbox sicher ausgelegt werden. Offenes Auslegen von Giftködern ist hochgefährlich für alle anderen Tiere und daher verboten. Letzters wurde mir aufgrund meiner offensichtlichen Unwissenheit auch im Gartencenter empfohlen. Wichtig bei der Köder-Methode ist, den Winter abzuwarten. Solange Wühlmäuse frisches Futter in großer Menge vorfinden, verschmähen Sie Giftweizen und Co. Ist der Boden jedoch gefroren, stehen die Chancen gut. Mit etwas Glück ist die Maus weg, bevor sie ihre kleine Großfamilie gründet.
Ja, es gibt auch nützliche kleine Pelztierchen im Garten. Die kleine Spitzmaus zum Beispiel, die wie Maulwurf und Igel zu den Spitzrüsslern gehört. Leider badet sie oft den Zorn der Gartenbesitzer aus, welchen die Wühlmäuse verursachen. Da die Spitzmaus viele Insekten vertilgt, freue ich mich auf ihren Besuch im Garten.
Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, welche Entfernungs-Methode er für angemessen hält oder ob er mit dem Schaden kann. Ich hoffe, ich konnte zumindest einen Überblick liefern und freue mich über Euer Feedback mit eigenen Erfahrungen zu Erfolgen und Misserfolgen.
Nützliche Quellen
- Unterscheidung der Wühlmaus vom Maulwurf
- Übersicht Schermaus/Maulwurf/Feldmaus und Tipps zu Vertreibung
- Übersicht Mäusearten im Waldschutz-Merkblatt 53
- Fokus.de zur Feldmausplage 2015
- Alles über Schermäuse mit Tipps zur Bekämpfung
- Die Gartenakademie zum Aufstellen von Wühlmausfallen
- Gedanken zum Tierschutz
3 comments on “Grenzüberschreitung – Feldmäuse vor der Terasse”