
Rasenmähen – ein Spaß für Groß und Klein. Bevor die Benzinhöllenmaschine wirklich angeschmissen wurde, mussten die zwei Gartenzwerge natürlich vom Rasen verschwinden.
Ich gebe es zu, ich bin gerne Stadtmensch. So richtig Stadtmensch, schon die Vorstellung in die Randbezirke zu ziehen hat mir Unbehagen bereitet. Einzig und allein die Aussicht auf meinen kleinen Gemüsegarten (und abends um 23 Uhr die Nähmaschine rausholen zu können) hat mich mit dem Gedanken etwas versöhnt. Der Inbegriff der Vorstadtspießigkeit ist für mich das Rasenmähen. Warum müssen die armen Pflänzchen wöchentlich dieser Tortour ausgesetzt werden, warum darf der Löwenzahn nie zur Pusteblume werden und warum müssen die bezaubernden, von mir sehr geliebten Gänseblümchen immer wieder buchstäblich von der Erdoberfläche verschwinden? Ein ungemähter Rasen ist doch viel romantischer. Doch kaum in der Vorstadthöl…ähm -idylle angekommen, spricht alles vom Rasenmähen. Hast du schon, wir müssen mal. Müssen wir auch? Dient das Mähen des Rasens nicht nur dazu vor den Nachbarn angeben zu können, schau mal wir haben einen Aufsitzmäher, unserer Rasen ist exakt 3 cm hoch und so weiter?
Mitnichten, das Mähen des Rasens dient vor allem der Gesundheit und dem gesunden Wachstum der Grünfläche. Denn nur wer regelmäßig mäht, vor allem während der Wachstumsphase im Mai und Juni, hat einen dauerhaft grünen und dichten Rasen. Andernfalls drohen die Halme braun zu werden, was wiederum wenig idyllisch aussieht. Einmal wöchentlich sollte gekürzt werden, im Mai, Juni eventuell sogar öfter. Als optimale Schnitthöhe gelten 4 cm, dieser Wert darf um bis zu 5 mm über- oder unterschritten werden schreibt „Mein schöner Garten“. Nun, 5 mm sind mir definitiv zu wenig individueller Spielraum. Aber alles darüber und darunter soll sich, zumindest beim gemeinen Spielrasen, negativ auswirken. Wer sehr faul war und z.B. wegen eines längeren Urlaubs nicht zum wöchentlichen Rasenmähen gekommen ist, sollte sich an die „Ein-Drittel-Regel“ halten. Das heißt, ist der Rasen auf 9 cm angewachsen, bloß nicht auf 4 cm kürzen, denn damit hat man über die Hälfte gekappt und das kann der Grashalm nicht verkraften, es dauert dann sehr lang bis er sich erholt und erneut austreibt. Die Folge: Der Rasen wird lückig und verbrennt bei Trockenheit sehr schnell. Hier lieber nur auf 6 cm kürzen (also ein Drittel) und dann in kürzeren Abständen langsam wieder an die alte Mähhöhe ( = 4cm) heranarbeiten. Im Umkehrschluss bedeutet das, bei einer Rasenhöhe von 6 cm sollte unbedingt gemäht werden. Warum wird der Zollstock nie genannt, wenn die wichtigsten Gartenutensilien aufgezählt werden? Mir hat er schon beim Einpflanzen gute Dienste geleistet.

Der frischgemähte Rasen duftet nicht nur herrlich, es lässt sich auch besonders gut darauf herumtollen.
Konterkariert wird die 7-Tage-Regel vom Wetter, es muss natürlich trocken sein. Langsam wird mir klar, warum so ein Bohei um das Rasenmähen gemacht wird. Man darf bloß nicht 6 cm überschreiten, aber trocken muss es auch noch sein. Das ist ein enges Zeitfenster, vor allem im Norden, wo längere Trockenperioden selten sind. Bei Nässe kann der Rasen, anders als die Haare beim Friseur, nicht sauber abgeschnitten werden.
Im Nachbargarten surrt seit kurzem ein vollautomatischer Mähroboter von Gardena umher. Nein eigentich surrt er nicht, er schwebt vollkommen geräuchlos über den Rasen. Und das tut er, während die Besitzerin gemütlich auf der Terrasse plauscht und Kaffee trinkt. Das klingt verlockend, frei nach Pippi Langstrumpf: „Faul sein ist wunderschön, denn die Arbeit hat noch Zeit. Wenn die Sonne scheint und die Blumen blühn, ist die Welt so schön und weit.“ Leider hat das seinen Preis, mit 945 Euro schlägt das Ding zu Buche. Zu viel. Wir holen nun den geerbten aus dem Schuppen und reihen uns damit in die Riege der Rasenstreber ein.
Endlich entscheidende Hinweise, wies richtig geht! Der liebste Gatte setzt im Garten alles daran, das letzte bisschen Rasen zwischen all dem Unkraut zu vernichten. Heute war er mit dem Löwenzahstecher zu Gange. Nach einem Korb voller Pusteblumen hatte er auch die Nase voll. Nun sieht unser winziger Rasenbereich aus wie ein Miniaturgolfplatz. Und die anschwebenden Löwenzahnsamen von Nachbars Pusteblumen lassen sich erfreut in den vorbereiteten Pflanzlöchern nieder. Angießen. Fertig.
Ein gepflegter Rasen ist schon was Tolles! Wir arbeiten auch gerade daran. Wir haben nämlich von unserem Vorbesitzer auch nur eine „Wiese“ übernommen. Breitwegerich, Löwenzahn, Klee – alles dabei. Moos nur an einigen Stellen – das sieht einfach nicht schön aus. Dieses Jahr haben wir das Projekt „Rasen“ angegangen – mal sehen wieviele Jahre wir brauchen um das hinzukriegen!