Da ist sie wieder, meine Nahrungskonkurrentin. Entweder eine Xylocopa valga, die größte mitteleuropäische Holzbiene und daher „Große Holzbiene“, z.T. auch „Östliche Holzbiene“ genannt (ca. 22–28 mm groß). Oder die ihr zum Verwechseln ähnliche Xylocopa violacea, auch bekannt als „Große Blaue Holzbiene“, „Blauschwarze“ oder „Violettflügelige Holzbiene“ (ca. 20–25 mm).
Beide Arten sind wärmeliebend und in meiner Gegend bislang unüblich. So habe ich den neuen Gast im Garten wohl dem Klimawandel zu verdanken. Auf jeden Fall handelt es sich um eine große, schwarze Wildbiene, die in Totholz nistet.
Im letzten Sommer sind wir uns häufig beim Gießen begegnet. Beide haben wir zielgerichtet meinen Toronjil morado (Agastache mexicana) angesteuert, das mir unbekannte Fluginsekt von links, ich von rechts. Der Toronjil morado ist eine Agastache mit schmalen, trichterförmigen Blüten die nach Zitronen schmecken, versüßt von einem Tropfen Nektar. Er war daher meine persönliche Naschpflanze. Nun musste ich teilen und hielt respektvoll Abstand.
Das ist nun anders. Der Toronjil hat es leider nicht über den Winterfrost geschafft. Die nächste Generation des unbekannten schwarzen Riesenbrummers schon: In diesem Jahr besucht er meine Duftwicken, die sich offenbar selbst ausgesät haben. Und endlich habe ich mal die Kamera zur Hand, wenns drauf ankommt … Für ein Foto mache ich ja alles, sogar an bedrohlich wirkende Insektenbrummer ranrobben. Die dann mit einem Mal gar nicht mehr so bedrohlich sind.
(Nachtrag, 11.06.2017: Heute morgen durfte ich gleich zwei Holzbienen beobachten. Sie haben mehrfach den Klatschmohn angeflogen. Dessen Blüten wurden bereits von Ackerhummeln besucht und zum Teil auch verteidigt. Zwar waren sie nicht mal halb so groß aber deutlich aggressiver …)
Lebensraum der großen Holzbiene
Ich finde heraus, dass es sich um eine große Holzbiene mit blauschwarz schimmernden Flügeln handelt, die sehr lange im Jahr fliegt. Als Solitärbiene, also Einzelgängerin, bildet sie keine Staaten wie Hummel oder Honigbiene. Ihr Nest baut die Wildbiene in abgestorbenem aber festem, sonnig stehenden Holz. Daher findet man sie häufig auf Streuobstwiesen. Gebrütet wird etwa ab April bis Juni, geschlüpft im Spätsommer und nach einer Überwinterung in geeigneten Hohlräumen, findet im Frühjahr dann die Paarung der nächsten Holzbienengeneration statt.
Pollen- und Nektarquellen
Das heißt, die Große Holzbiene benötigt vom Frühjahr bis in den Hochsommer ein buntes Blütenangebot. Dazu habe ich gefunden:
- Gartenpflanzen: Blauregen, Winterjasmin, Schwertlilie, Blauer Eisenhut, Garten-Salbei, großblütige Wicken- und Glockenblumenarten aber auch Obstbäume.
- Wildkräuter: Wiesen-Salbei, Wiesen-Flockenblume, Disteln, Aufrechter Ziest, Natternkopf, Platterbsen u.a
Ich habe also noch ein paar Möglichkeiten, Gemüsebeet und Ziergarten ökologisch aufzuwerten. Wildkräuter pflanzen, einzelne Disteln stehen lassen und die toten Äste unserer alten Obstbäumen auch mal dran lassen oder senkrecht am Zaun drapieren …
Die Große Holzbiene kann zwar stechen, tut dies aber nur im äußersten Notfall. Daher bitte nicht erschlagen. Sie gilt als gefährdet und schützenwert, da tote Bäume als nutzlos gelten und gerne rasch „aufgeräumt“ werden in unseren ordentlichen Wäldern und Gärten. Totholz – insbesondere von Obstbäumen – daher gerne auch mal stehen lassen. Nicht nur die Große Holzbiene freut sich über diesen wertvollen Lebensraum.
Weiterführende Informationen
Interessiert? Hier findest Du Lesestoff zur Großen Holzbiene
- Imposant, aber harmlos – die Blaue Holzbiene von Nabu Thüringen
- Violette Holzbiene – imposant aber harmlos von waldwissen.de
- Blaue Holzbiene von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
- außerdem in Paul Westrich: Wildbienen. Die anderen Bienen. München 2015, Seite 122f.
… und zum Thema Totholz als Lebensraum
- Insekten im Totholz von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
- Lebensraum Totholz von naturgartenfreunde.de