Vor 15 Jahren war die Physalis (alias Lampionblume, Andenbeere, Kapstachelbeere) in Deutschland noch wenig bekannt. Nur so ist es zu erklären, dass meine Kollegin am erlesenen Buffet in Bezug auf die orientalisch anmutende Fruchtbeilage lauthals verkündete: „Ah, die kenn ich, das sind diese Syphilis“.
Die Physalis-Pflanze
Heute gibt’s ein Körbchen Kapstachelbeeren für 99 Cent im Supermarkt. Intensiver schmecken jedoch selbstgezogene Physalis.
Bei der Physalis handelt es sich um einen wärmehungrigen Halbstrauch und – wie bei Tomate, Paprika und Chili – um ein Nachtschattengewächs. In Südamerika erreicht die Physalis normalerweise eine Höhe von 1,5 m. Da unsere Winter zu kalt und zu dunkel für die Pflanze sind, muss man sich also um ein Winterquartier Gedanken machen. Es ist jedoch auch möglich, in einem einzigen Jahr zur eigenen Physalis-Ernte zu gelangen. Hier die Test-Fotostrecke zu meinem eigenen Physalis-Anbau:
Die Physalis-Anzucht
Die offizielle Empfehlung lautet, lichthungrige Andenbeeren aufgrund der deutschen Lichtverhältnisse erst Ende Februar / Anfang März auzusäen. Ich habe die Aussaat letztes Jahr jedoch bereits Anfang Januar gestartet, damit die Früchte ausreifen konnten. Die Samen habe ich in Mini-Gewächshäusern in Aussaaterde gebettet und leicht bedeckt. Diese habe ich auf unserem Gartentisch plus Aufbau direkt unters Dachfenster gestellt, damit die Keime wirklich jeden Sonnenstrahl abbekommen. Zum Feuchthalten der Erde habe ich eine Sprühflasche genutzt.
Die Physalis-Pflanze keimt und wächst rasch und ist sehr robust. Wenn die Pflänzchen heranwachsen, muss der Gewächshausdeckel entfernt werden. Dann ist tägliches Besprühen angesagt. Sobald die Pflanzen vier Blätter aufweisen (die beiden Keimblätter plus zwei weitere) wird umgetopft. Jeweils drei Keimlinge erhalten einen eigenen Topf mit normaler Pflanzerde. Den stärksten behalt man, die anderen beiden werden später entfernt (pikiert). Ich habe Freunde und Bekannte reich mit Physalis-Pflanzen beschenkt, da ich nicht alle großziehen konnte.
Physalis-Anbau im Freien
Wenns im Frühjahr warm wird, dürfen die Kapstachelbeeren tagsüber schon mal ins Freie – an ein geschütztes Plätzchen. Nach den Eisheiligen werden sie dann „ausgewildert“. Physalis können sowohl im Beet in einem Abstand von 80 cm zueinander als auch einzeln im Kübel weiterwachsen. Wie die mit ihnen verwandten Tomaten mögen Physalis ein windgeschütztes, sonniges Plätzchen und viel (!) Wasser – nur nicht so gern von oben. Andere Nachtschattengewächse sind als Nachbarpflanzen tabu. Um passende Pflanzpartner fürs Beet zu finden, hilft es, sich fürs erste an Tomaten zu orientieren. Dünger ist nicht erforderlich, ganz im Gegenteil: wenn man düngt, wachsen die Pflanzen immer weiter, anstatt Blüten und später Früchte zu bilden.
Da mein Beet noch nicht fertig war, habe ich nur eine Physalis behalten und im Kübel auf der Terrasse gehegt und gepflegt. Bei der Kübelhaltung ist regelmäßiges Gießen besonders wichtig. Das Regenwetter im letzten Frühsommer hat meine Pflanze allerdings souverän weggesteckt. Die ersten Früchte gab’s im Herbst. Sie sind reif wenn die Hülle pergamentartig wird, die Früchte selbst sind orange. Meine waren kleiner und säuerlicher als die gekauften, aber unglaublich aromatisch.
Physalis überwintern
Nun wird es erstmalig brenzlig: Die Andenbeere wünscht ein helles Winterquartier bei 10° bis 15°Grad. Vor dem Einzug dort darf sie um ein Drittel gekürt werden. Bei mir steht sie derzeit wieder auf dem Dachboden, direkt unter dem Fenster, damit sie’s hell hat. Aber kühl ist es dort leider nicht. Im Keller wiederum habe ich wenig Platz – zu wenig für den Pflanzenkübel, und duster ist es außerdem. Ich muss daher aus dem überhitzten Strauch des öfteren Gespinste entfernen. Dafür plumpst ab und zu noch eine winzige, nachgereifte Frucht zu Boden und versüßt das Reinemachen. Im Frühjahr schneide ich sie noch einmal stark zurück, damit sie kräftig austreibt.
Profi-Tipp: Ein Bekannte von mir, Michaela, pflanzt ihre Physalis ins Beet und sorgt auch dafür, dass sie sich dort aussamen. Im Folgejahr, keimen die Physalis dann direkt im Beet. Zwar erreichen sie dort keine Fruchtreife, aber der kleine Nachwuchs lässt sich viel besser überwintern als ein großer Strauch. Auch Stecklinge, die spät im Herbst geschnitten und eingetopft werden, sind eine Möglichkeit, das Überwintern zu vereinfachen.
Noch Fragen offen? Hier weitere Tipps:
- Andenbeere (Physalis peruviana) von Gartenakademie
- Physalis überwintern – lange Freude an der Andenbeere von Mein mediterraner Garten
Und ich hoffe, Du hast jetzt genau so Lust auf das nahe Frühlingserwachen wie ich.