Der Radieschenmörder. Ein perfider Garten-Krimi

Schöne Bescherung: Der Radieschen-Mörder rundet als Gartenkrimi mit einer Prise Spannung und viel Gartenstimmung die Festtage samt Gänsebraten ab.

Lange genug auf das Christkind gewartet, Weihnachten vorbei, die Geschäfte wieder geöffnet zum postcelebritastischen Kaufrausch. Eine schöne Gelegenheit, in einen Gartenkrimi zu investieren, der uns das Warten auf das neue Gartenjahr versüßt. Ich habe mir dieses Büchlein selbst unter den Weihnachtsbaum gelegt, gleich nach der Gans verschlungen und empfehle es nun gern weiter: Der Radieschen-Mörder. Ein perfider Garten-Krimi von Bernd Flessner.

Der Krimi-Plot: Sonderling Josepf Kunrath aus dem fränkischen Biberbach, findet sich in einem Maischefass ertränkt und mit einem Radieschen geknebelt. Die einzige Auffälligkeit seiner unauffälligen Existenz bestand in der pedantischen Pflege seines Gartens sowie in pedantischen Anträgen zur Garten- und Beetgestaltung im ansässigen Obst- und Gartenbauverein, dessen Mitglied er war.

„Den Mörder findet immer der Gärtner“, denkt sich nun der Obst- und Gartenbauverein, nachdem er ins Visier der Ermittlungen gerät und der grobe Hauptkommissar Schwerdtfeger bei seinem Vorgehen weder Hellsichtigkeit noch Feingefühl beweist. Nun soll es Walter Dollinger richten: Ortskenntnis und Insiderwissen, Botanik-Knowhow und Communication Skills sowie nicht zuletzt auch seine Freizeit als frühpensionierter Ex-Vertriebler und Hobbygärtner qualifizieren ihn zum Sonderermittler in der Frage: Wer steckte den Johann ins Maischefass? Und wann genau war das?

Doch je mehr Dollinger in der kleinen, heilen Welt der Biberbacher nach Beziehungsgeflechten und Mordmotiven stochert, desto mehr bringt er sich und seine Frau Karin in Gefahr. Offensichtlich hat der Radieschen-Mörder viel zu verlieren! Auch macht sich Dollinger bei seinen rechtschaffenen Mitbürgern zunehmend unbeliebt, worauf ihm der Verein sein „Detektivsmandat“ entzieht. Soll er nun auf eigene Faust weiter ermitteln und dabei sein Leben riskieren? Klar macht er das …

Der Radieschen-Mörder ist ein schöner, schlüssiger Gartenkrimi mit einem sympathischen Ermittler-Team und das perfekte Geschenk für Krimi- und Gartenliebhaber. Erfahrungen mit dem Ausgeizen von Tomatentrieben steigern den Lesegenuss sind jedoch keine Lektüre-Voraussetzung. Ich jedenfalls habe nun große Lust, mich mit Gummistiefeln und Regenjacke in den Dezembermatsch zu stürzen und meine Versäumnisse im Garten aufzuholen. Und danach auf dem Sofa einen weiteren Mord aufzudecken, z.B. im Krimi-Nachfolger von Bernd Flessner: Morden wie gedruckt. Tod im Gartenbuch-Verlag.

Trend Gartenkrimi

Das neue Subgenre des Gartenkrimis scheint sich im Zuge der neuen Küchengarten-Obsession in den Bücherregalen breit zu machen. Auch von Elenor Bicks gibt es nach Lavendelbitter neue Werke um Otto Roland, Lore Kukuk und ihre Giftpflanzen, ja, der Gmeiner Verlag führt mitterweile eine ganze Reihe von Gartenkrimis, die wiederum Zeitschrift wie die Landapotheke zu neuen Rezepturen inspirieren dürften. Da ist es sicher kein Zufall, dass Hoffmann und Campe im März Mörderisches Grün von Agatha Christie herausbringt und Miss Marple, die Mutter aller Hobby-Detetivinnen, als auch Maître Hercule Poirot im Garten ermitteln lässt. Eine große, wenn auch nicht vollständige Übersicht an Krimis und Thrillern mit Gartenbezug liefert garten.literatur.de. Bleibt zu hoffen, dass die Krimi-Qualität trotz Trend hoch bleibt.

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