So gestaltest Du einen pflegeleichten Vorgarten, mit dem Du wenig Arbeit hast, der schön und lebendig aussieht und der unseren Insekten ihr Überleben sichert.
Wenn Du denkst, eine Schotterpiste im Vorgarten ist stylish, pflegeleicht und nachhaltig, dann hast Du Dich in zwei Punkten getäuscht! Über Geschmack lässt sich streiten: Du findest Stelen auf Kies vielleicht clean, ich empfinde sie als steril. Was Pflegebedarf und Nachhaltigkeit betrifft, weiß ich es besser! Es gibt im Garten keine garstigere Arbeit als das Entfernen von Pionierpflanzen, die sich mit tiefen Pfahlwurzeln unter dicken Geröllschichten in verdichtendem Lehm festkrallen. Und das tun sie irgendwann, je später Du es merkst, desto schlimmer. Und dann sieht‘s auch nicht mehr clean aus, sondern verwahrlost. So wars letztes Jahr bei meinen Eltern, wo ich beim Unkrautjäten gnadenlos versagt habe, weil ich mal eben keinen Presslufthammer zu Hand hatte …
Gestalte Deinen Vorgarten insektenfreundlich und pflegeleicht!
Besser, Du gestaltest gleich einen naturnahen und damit pflegeleichten Vorgarten. Vermutlich hast Du jetzt gerade Zeit, uns weißt schon nicht mehr, womit Du sie totschlagen sollst. Nutze sie um ein kleines Stück Leben zu schaffen!
In den meisten Fällen befindet sich der Vorgarten als schattiges Fleckchen Erde nördlich oder östlich vom Haus. Das prädestiniert ihn für eine blühende Oase, die auch in heißen Sommern kaum Wasser benötigt, sofern Du die richtigen Pflanzen wählst. Außerdem lockst Du damit die Insekten von Deiner Terrasse vor die Haustür, so dass die Kinder nicht panisch ständig aufkreischen, weil sich einzelne Bienen sich über Eure Gabionen wagen 😉
Am einfachsten ist: Du wählst als Highlight einen kleinen Strauch aus, passend zu Deinen Licht- und Bodenverhältnissen. Deine freundliche Gärtnerei von nebenan berät Dich sicher gerne. Drumherum platzierst Du Pflanzen, die sich im Wald wohlfühlen: durchsetzungsfreudige Stauden, Zweijährige und frühblühende Zwiebelblumen, die (halb-) schattenverträglich sind. Diese breiten sich von allein aus und bedecken rasch den Boden, so dass kein Unkraut mehr durchkommt. Die meisten blühen früh, weil sie gewohnt sind keine Sonne mehr abzukriegen, wenn im Sommer der Wald dichtbelaubt ist.
Pflegeleichte Stauden für schattige Vorgarten
Mein Vorgarten liegt nördlich, also absonnig. Mein Boden ist lehmig und frisch, so dass ich ihn beim Anlegen der Beete tiefgründig umgegraben und mit Pflanzenerde durchmischt habe, um ihn zu lockern. Sonst wird verdichteter Lehmboden gefühlt so fest wie Beton, sobald er austrocknet.
In meinem naturnahen Vorgarten wachsen:
- Stauden wie Hoher Waldgeißbart, Blutstorchschnabel, Astilbe, Kaukasusvergissmeinnicht und Lungenkraut (der Wuchshöhe nach sortiert)
- meine Naschpflanzen: Bärlauch, Waldmeister, Minze und als
- bodendeckende Salatbeigaben Gundermann und Taubnessel
- Zwiebelpflanzen wie Narzissen und Szilla
- Gartenwanderer wie Fingerhut (zweijährig und ziemlich giftig!) – ich lasse Un-(gewolltes)-Kraut stets wachsen, bis ich erkenne, worum es sich handelt. Es lebe meine Pflanzenbestimmungs-App!!!
All diese Pflanzen sind pflegeleicht und robust und vor allem Hummeln fliegen auf diesen Mix aus offenen Frühblühern, die Ihnen den Tisch bis Mai decken! Damit es auch Dir gefällt, wähle einfach zwei bis drei Blühfarben, somit passt alles zusammen. Achtung: wenn Du Bärlauch ernten möchtest, verzichte auf Maiglöckchen, da diese stark giftig sind und leicht mit dem Bärlauch verwechselt werden.
Stauden kannst Du übrigens auch immer wieder umpflanzen, idealerweise im Frühling oder im Herbst, denn die Pflanzen benötigen einen feuchten Boden um gut anzuwachsen. Sterben die oberirdischen Staudenteile nach der Blüte ab, kannst Du sie bis ins nächste Frühjahr für die Insekten stehenlassen, z.B. die Stengel vom großen Waldgeißbart. Auch Funkien (Hosta) sollen übrigens toll sein im Schatten und mit dem Farbspiel ihrer Blätter überzeugen – in meinen Vorgarten haben sie‘s bisher nicht geschafft, denn ich habe keine Lust, sie vor den Schnecken zu retten.
Minze wuchert stark, Du kannst sie jedoch in einen großen Tontopf pflanzen und darin ins Beet setzen. Auch bei der Zitronenmelisse solltest Du Dir gut überlegen, ob und wo Du sie pflanzt, weil sie sich stark aussamt. Blutstorchschnabel und Lungenkraut verteilen ebenfalls ihre Samen, lassen sich aber einfach entfernen, wenn sie unerwünscht sind.
Und die Sträucher für den Schatten?
Sträucher mögen es in der Regel nicht, umgesetzt zu werden, d.h. hier solltest Du Deine Wahl überlegt treffen. Ich habe nach unserem Einzug Rhodendren und Hortensien gepflanzt, würde das heute aber anders machen: Hortensien passen zwar gut in einen absonnigen Vorgarten. Allerdings sind sie durstig und nehmen es sehr übel, wenn Du sie im Hochsommer vernachlässigst. Wenn Dein Vorgarten Richtung Osten liegt, könntest Du eine Rispenhortensie wählen, die etwas Trockenheit verträgt. Rhododendren blühen wunderschön, ziehen Hummeln magisch an, benötigen jedoch saure Moorbeeterde, um sich wohlzufühlen. Um das künstlich saure Niveau zu halten, muss man „nachsäuern“ mit weiterer Moorbeeterde und Dünger. Auch ist kalkarmes Gießwasser Pflicht. So bleibt die Nachhaltigkeit auf der Strecke. Das bedeutet für mich, dass ich entweder alles rausreiße oder im System saurer Boden gefangen bleibe. Und dass ich keine kalkliebenden Pflanzen wie die einheimische rote Heckenkirsche oder das bezaubernde Leberblümchen dazupflanzen kann. Eventuell sind jedoch Johannisbeeren eine schöne Lösung für mich.
Ist Dein Vorgarten nach zwei Jahren schön eingewachsen, passt kaum ein Kräutlein zwischen Deine Pflanzen. Fingerhut und Akelei haben‘s dann schwer sich auszusamen, aber eben auch der Löwenzahn. Wenn sich trotzdem Ungewolltes untermischt, fällt es kaum auf. Entferne jedoch unbedingt Giersch, Hahnenfuß, Ackerwinde und Löwenzahn. Ich mache das im Frühjahr und im Herbst.
Der Pflegeaufwand: eine Stunde. Der Unterschied: Das blühende Leben vor meiner Haustür!
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