Nur zögerlich wagt Nachbarin Jutta ein Schwätzchen über den Gartenzaun. Denn direkt über mir summt und brummt es gewaltig. Hornissen im Birnbaum! „Keine Angst, die machen nix“, rufe ich gut gelaunt, denn das Betragen meiner gelb-schwarz gestreiften Gäste ist vorbildlichst.
Das trockene Wetter macht meine reifenden Birnen zum Leckerli für Insekten auf Nahrungssuche. Kohlmeisen leisten die Vorarbeit und picken die Birnen an. Dann kommen die Hornissen und höhlen die Birnen aus – unterstützt von Wespen und weiteren Nutznießern. Derzeit bevölkern sie mein handtuchgroßes Gärtchen vom Sonnenaufgang bis in die Nacht. Denn Hornissen sind auch nachtaktiv.
Nach dem ersten Schrecken, habe ich mir die Hornisse als größten hiesigen Vertreter der Gattung Wespen mal genauer angeschaut. Schließlich wollte ich direkt unterm Birnbaum ein neues Beet anlegen. Um Platz dafür zu gewinnen, hatte ich bereits meinen Schnellkomposter auf das Ackerbeet verfrachtet. Heute nun kauerte ich den ganzen Tag unterm Birnbaum, baute ein entzückendes kleines Mäuerchen, pflanzte Disteln, Fingerhut sowie eine Rose, und geriet dabei in direkten Kontakt mit der Vespa crabro (Hornisse).
Während die kleineren und um so gemeineren Wespem, genauer die Vespula germanica und Vespula vulgaris, mich mittlerweile gierig umkreisen, sobald ich auch nur meinen Kopf durchs Fenster stecke, egal ob meine Haare frisch shampooniert oder triefend fettig sind, interessiert sich die friedfertige Vespa crabro allein für mein Fallobst. Sie ernährt sich nämlich überwiegend von Pflanzensaft. Für den Nachwuchs muss allerdings Eiweiß her. Dafür erbeutet ein Hornissenvolk ein Pfund Insekten täglich, u.a. die mir so lästigen Wespen.
Zugegeben, ein paar mal geriet ich in einen Attackeflug. Diese galten jedoch nicht mir. Vielmehr lieferten sich einzelne Hornissen Rangordnungskämpfe, die sogenannten Maulings. Zu meiner weiteren Beruhigung habe ich gelesen, dass ein Hornissenstich, sollte es tatsächlich dazu kommen, auch nicht gefährlicher ist als der einer Wespe.
Dennoch sollte man ein paar Verhaltensregeln berücksichtigen, wenn man direkt unterm hornissenumschwärmten Baum ein Beet anlegen möchte:
- Auf Kosmetika wie Lotions, Haarspray oder Parfums verzichten, denn manche Duftstoffe wirken alarmierend und reizend auf Wespen.
- Nicht anpusten. Das von uns ausgeatmete Kohlendioxid ist für Wespen ein Alarmsignal.
- Ruhig bleiben, nicht nach den Tieren schlagen. – Wie glaubwürdig ist so ein Tipp von einer Person, die vor Wespen regelmäßig schreiend Reißaus nimmt? Aber hallo! Dank meiner Hornissentherapie hab ichs endlich geschafft, ganz cool stehenzubleiben.
Ein Hornissenest im Garten ist allerdings ein anderer Schnack. In seiner Nähe gilt es, sich hell zu kleiden, Erschütterungen zu vermeiden und außerhalb der Flugbahn der Insekten zu bleiben. Am besten vier Meter Abstand halten, damit die Hornissen sich nicht bedroht fühlen. Für die Entfernung eines Nestes ist eine Genehmigung vom Umweltamt erforderlich. Denn da der Hornissenbestand nach wie vor bedroht ist – wie auch der von Honigbienen – sind Hornissen streng geschützt. Daher freue ich mich, dass mein Birnbaum einen Beitrag zu ihrem Erhalt leistet.
Kleiner Wermutstropfen: Zwar möchte ich nur einen Bruchteil unserer Birnen verarbeiten, aber diesen Bruchteil möchte ich auch ganz gern ernten. Leider fressen die kleinen Insektenbiester wirklich alle halbwegs ausgereiften Birnen an. Und während ich unten am Buddeln bin, lassen sie mir genüsslich schmatzend einzelne Birnenbröckchen auf den Kopf plumpsen. Ein schöne Winwin-Situation bekommen wir allerdings, wenn sie noch ein paar Wespen erledigen!
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