„Pflanzenkauf auf Bestellung, ja muss das denn sein?“, höre ich meine Mutter lamentieren. Sie versteht ja schon nicht, wie ich Pizza online bestellen kann, oder Schuhe, Kommoden, Schneidemaschinen, … und jetzt Obst- und Gemüseschätze? Jawoll, denn …
Ich bemühe mich wirklich sehr, die lokalen Geschäfte hier im Ort zu unterstützen, sofern dies mit meinen Arbeitszeiten kompatibel ist. Samstag muss ich dafür sehr früh aufstehen – oder vorbestellen – denn gegen 9 Uhr leeren sich die Theken rasant. Aber das mach ich doch gern, denn ich liebe meinen morgendlichen Einkaufsbummel durchs „Dörfli“, zum besten aller Brotbäcker, zum Bio-Käseladen, der von Weitem mit seiner Duftwolke lockt, und zum Buchhändler mit den inspirierenden Schaufenstern, die mich stets zu unbeabsichtigten Käufen bewegen.
Einer meiner jüngsten Käufe dort: Gemüseschätze selbst anbauen und genießen – Alte Gemüsesorten neu entdeckt von Ute Klaphake und Ursula Reinhard. Da sind endlich Pflanzen dabei, die für den Bedarf kleiner Haushalte geeignet sind, und ich MUSS sie haben! Schnell ist eine Einkaufsliste zusammengestellt. Aber woher die Schätze nehmen, wenn nicht im trendigen Stadtgarten ausbuddeln?
Über das Ende einer Traditionsgärtnerei
Für die Anlage meines Hausgartens habe ich ich fast alle Pflanzenkäufe in meiner verträumten Traditionsgärtnerei im Nachbarort Roßdorf getätigt. Dort gab es unter freiem Himmel zwischen historischen Gebäuden und uralten Bäumen eine großartige Vielfalt an Gehölzen, Sträuchern, Stauden und Kräutern. Wunderbare Himbeeren habe ich dort bekommen und eine Heidelbeere, eine dauerblühende Hortensie, gefüllten Hibiskus, rosa Schafgarbe, romantische und zugleich robuste Rosen, … und obendrauf Pflanztipps vom Profi, wie z.B.:
Beim Ein- oder Umpflanzen immer erst das Pflanzloch komplett wässern. Dann erst die Pflanze reinsetzen und Erde nachfüllen. Am Schluss nochmal gießen. So haben die Wurzeln die beste Chance optimal anzuwachsen.
Oder auch Hinweise auf interessante Pflanzen, wie die hinreißendste aller Duftnesseln. Schon nach wenigen Besuchen war ich mit dem Gärtner meines Vertrauens persönlich bekannt, es gab regelmäßig einen kleinen Schnack, respektive ein Schwätzle, und ich nahm mir gern mal einen Nachmittag frei, um im Rahmen der Öffnungszeiten in dieser Idylle zu flanieren und auszuwählen. Auch noch nicht Erblühtes sowie Verblühtes war dort erhältlich. Bis die Gärtnerei schließen musste.
Die verschuldeten Besitzer hofften lang, das Gelände möge in Bauland umgewandelt werden, so dass ein Teilverkauf die Gärtnerei saniert hätte. Sie resignierten, als am anderen Ortsrand ein Gartencenter eröffnet wurde. Nach dem Verkauf der Gärnerei an einen Investor, wurde das Gelände jedoch als Bauland freigegeben, Bagger rollten an, …
In dem neuen Gartencenter gibt es eine schöne Kräuterauswahl und all die Standardpflanzen, die auf dem Land in größeren Mengen gebraucht werden. Die Atmosphäre ist blitzsauber und ökonomisch. Bei jedem Besuch bekomme ich eine Primel geschenkt. Und jedes Mal vermisse ich beim Durchwandern der Gewächshäuser die verwunschene Idylle der alten Gärtnerei mit Großmuttercharme.
Als ich Anfang April nach Duftveilchen fragte, hieß es, dafür sei ich zu spät dran. Bedeutet das für mich, dass ich von nun an ab Februar einmal wöchentlich mit meinem Dieselfahrzeug zum Gartencenter cruise, um zu checken, was geht? Nach Knollenziest erkundigte ich mich gar nicht erst.
Zum Pflanzenkauf im Internet
Zwei Klicks über die allseits bekannte Datenkrake und mir war klar, wo man online Duftveilchen bekommt, sowie Baumspinat, Ewigen Kohl und meinen Knollenziest. Rühlemann’s Kräuter & Duftpflanzen ist mein Online-Shop, der das alles hat, und die Bestellung ging umgehend raus! Außerdem orderte ich eine Säulenkirsche und Topinamburknollen bei Baldur-Garten. Vielen Dank für diesen Tipp, liebe Nadine.
Die Lieferung von Baldur erfolgte perfekt terminiert an meinem freien Tag. Meinen Pflanzenkauf bei Rühlemann’s habe ich am Folgetag via E-Mail an den sehr freundlichen Kundenservice ergänzt, daher kam das Paket ein paar Tage später. Beide Sendungen waren bestens verpackt, und die Planzen kamen gesund und munter hier an.
Leider habe ich jedoch die Pflanzhinweise auf dem Beipackzettel ignoriert, aus der Erfahrung heraus, dass Online-Bestellungen jede Menge nutzlose Werbung beiliegt. So habe ich die armen Neuankömmlinge unvermittelt der Gluthitze meines Sonnenackers ausgesetzt. Ewiger Kohl und Baumspinat nehmen mir das sehr übel und rächen sich mit einem erbärmlichen Erscheinungsbild. Der Beipackzettel verriet mir später, dass sich meine neuen Gartenbewohner gern erst ein paar Tage im Schatten akklimatisiert hätten. Zu spät!
Ich hoffe, sie erholen sich wieder. Denn gerade diese beiden Gemüse sollen mir kontinuierliches Ernten von Singleportionen ermöglichen und mich so vom Junkfood befreien. Ob es gelingt?
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