Bis auf Unkraut bin ich bisher relativ schädlingsfrei durch das Gartenjahr gekommen. Mein Blattsalat wächst und gedeiht ohne, dass sich auch nur eine Schnecke nähert und der erste Wühlmausschreck hat sich auch rasch verflüchtigt, es blieb bei zwei Löchern im Rasen, die wohl auch schon ziemlich alt sind.
Gestern hat es mich dann aber doch erwischt. Ausgerechnet auf meiner Lieblingspflanze, die wunderbar wachsende und nett aussehende Zwergpflaume, haben sich die Blattläuse breit gemacht. Erst sah ich nur die weißen Larven auf der Blattunterseite und grübelte und googelte was das wohl sein mag, heute war es dann eindeutig, denn aus den Larven sind bereits schwarze Läuse geschlüpft, die ganze Äste bevölkern.
Wie bekämpfe ich die Blattläuse wirksam und vor allem ohne meine Pflaume oder den darunter wachsenden Salat mit Schadstoffen zu belasten? Mein erster Weg führte in den Schuppen, dort stehen noch allerlei Mittelchen meiner Schwiegermutter, unter anderem ein Mittel mit der Aufschrift „Gemüse schädlingsfrei Decis AF“. Die Lösung ist anwendungsfertig in einer Spritzflasche abgefüllt. Also einfach aufdrehen und auf die Blätter spritzen. Gesagt getan. STOPP Was ist da eigentlich drin? Will ich das wirklich auf meinem Beet haben? Ganz groß prangt das Bayer-Logo auf der Flasche, ein Pharmakonzern. Mmh, klingt nicht sehr vertrauenserregend. Der Wirkstoff heißt Deltamethrin. Laut Wikipedia muss dieser mit den Symbolen für „giftig“ und „umweltgefährlich“ gekennzeichnet werden. Und das soll nun auf meine Pflanzen, die ich gedenke demnächst zu verzehren? Nein, lieber nicht. Also suche ich nach umweltverträglichen und ungiftigen Alternativen. Mein Gartenhandbuch meint nämlich, dass man Blattläuse nur mit den Fingern von den Trieben streifen oder mit einem scharfen Wasserstrahl abspritzen soll. Denn Blattläuse dienen den gerade nistenden Vögeln als erste Nahrung. Diese Methode hilft aber vor allem bei kleinen Kolonien, bei mir ist schon mächtig was los auf dem Baum.
Welche Methode gibt es noch die Blattläuse wirksam zu bekämpfen?
Blattläuse schwächen die Pflanze und können Viruserkrankungen übertragen, sie müssen runter vom Baum, ohne Frage. Wer in seinem Garten ein paar unordentliche Ecken lässt, sorgt dafür, dass sich die natürlichen Feinde der Blattläuse, wie Schweb- und Florfliegenlarven, Marienkäfer und Vögel wohl fühlen. Nun die Ecke des Gartens ist mit Abstand die „Unordentlichste“, mein Insektenhotel steht unmittelbar hinter der Pflaume und Vögel nisten hier zuhauf. Noch hat keiner die neue Futterstelle entdeckt.
Ein natürliches und wirksames Mittel ist die Brennesselbrühe. Die kann jeder ganz leicht selbst ansetzen:
500 Gramm frische Brennessel sammeln und in ein Behälter aus Holz oder Plastik schichten (kein Metall!). 5 Liter Wasser auf die Brennesseln gießen und den Behälter schön sonnig stellen, am besten gleich in die Nähe der befallenen Pflanzen. Die Brennessel bilden im Wasser Nesselgift und Kieselsäure, was die Schädlinge vertreibt.
Diese entwickeln sich aber in den ersten 12 – 24 Stunden, d.h. nach dieser Zeit ist die Brennesselbrühe einsatzbereit. Danach wird die Brühe innerhalb von 1-2 Wochen zur Brennesseljauche, die stinkt erbärmlich, beinhaltet aber jede Menge nahrhaften Stickstoff und gilt daher als DER natürliche Dünger schlechthin.
Nach maximal 24 Stunden kann die betroffene Pflanze mit der Brennesselbrühe ganz normal gegossen werden.
Brennesseln findet man vor allem im Wald, sei er auch noch so klein, wir haben zum Glück ein kleines Wäldchen vor der Tür. Dorthin habe ich neulich bereits Mann und Gartenzwerg eins zum Pflücken geschickt, aber sie kamen mit 3 mickrigen Stengeln zurück. Vielleicht hatten Sie einfach keine Lust auf Verbrennungen, denn selbst mit – den unbedingt empfohlenen! – Schutzhandschuhen, kann es bisweilen ganz schön prizzeln auf der Haut.
Ich habe meine Pflaume heute mit einem strammen Wasserstrahl abgebraust und damit den ersten Blattläusen den Garaus gemacht, morgen dann noch die Brennesselbrühe drüber und dann mal gucken.
Das Giftzeugs landet mit Sicherheit wieder im Schrank, denn auf Salat mit Deltamethrin-Vinaigrette habe ich so gar keinen Appetit.
Update 24 Stunden später:
Ha, es wirkt, heute Mittag schwammen viele kleine Läuselarven im Eimer, die sind wohl vom Baum direkt in die Brühe gefallen. Diese habe ich dann wie empfohlen zum Gießen genutzt und gleich einen neuen Sud aufgesetzt, der momentan auf der anderen Seite des Bäumchens auf Opfer lauert…
Inken, von Wetter mehr begünstigt, dafür aber auch mehr von Schädlingen geplagt als wir, hat hier noch mehr Tipps gegen Blattläuse gesammelt.
Cool, werde ich auch mal versuchen. Im ländlichen Gartencenter in Groß-Umstadt waren sie ziemlich überfordert als ich nach einem Jauchefass gefragt habe. Daher suche ich nun im Bereich Haushaltswaren nach einem Eimer mit Deckel …